Dienstag, 17. Juli 2012

Ist da noch Platz?

Ist da noch Platz?
Für die englischen Kids ist heute der letzte Tag der Woche, ein regelrechter Feiertag; wie mir scheint...für uns Urlauber ist es allerdings ein Tag wie jeder andere, bis jetzt zumindest.
Es ist gegen 8:00 Uhr Orstzeit, als Mama beschließt, dass wir genug geschlafen haben. Ich weise sie zwar darauf hin, dass sie dieses eine Mal Unrecht hat, aber sie ignoriert mich gekonnt und weckt den Rest der Familie. Der Kater vom gestrigen Film sitzt tief, und zunächst sind nur Mama und ich wach genug, um Bacon und Pfanne überhaupt zu finden. Wir zwei machen also Frühstück, ich den Bacon und die Crumpets und sie den Rest. Ich stelle eine Verbesserung in meinen Kochkünsten mit englischen Pfannen fest, denn die Küche sieht danach nur noch nach einem kleinen Brand aus, und nicht nach Signalfeuer mit grünem Holz.
Als sich die horendsche Hälfte der Familie zu Tisch bequemt hat, gibt es Frühstück und uns wird von zwei Jugendlichen ein Ball, erst auf schlechtem Deutsch, dann auf besserem Englisch, angeboten. Er kann auf Grund von Platzproblemen wohl nicht mitgenommen werden, also erbarmen wir uns seiner und legen fest, dass sich eine Familie in Bath sicher auch darüber freuen wird.
Es folgt das übliche Abräumen, das Abwaschen entfällt aber größtenteils, weil wir einen Geschirrspüler haben, ein leider einmaliger Luxus. Wir packen also unsere sieben Sachen und verlassen die Jugendherberge, mit dem Versprechen; nächstes Mal etwas länger zu bleiben.
Das nächstes Ziel heißt Tintagel, aber es scheint als wären wie durch Zauberhand unsere Vorräte wieder auf verschwindend geringe Größe geschrumpft und das sehen wir als definitiven Grund erstmal Nachschub zu besorgen. Im Nachhinein die beste Entscheidung die wir treffen hätten können.
Wir gehen also kurz zu Morrison's und kaufen ein. Die englischen Supermärkte werden für mich wohl immer eine kleine Sensation sein, genauso wie die Tatsache, dass die meisten Leute in meinem Alter mindesten 10 Kilo leichter sind als ich. Entweder haben die eine wahnsinnige Beherrschung, oder die andere dicke Hälfte der Teenies hier geht nicht mehr vor die Tür, aber ich habe es bis jetzt noch nicht geschafft, sie nach ihrem Geheimnis zu fragen.
Nach dem ausgiebigen Einkauf geht es dann wieder ins Auto und los nach Tintagel.
Der Weg dorthin liegt wieder einmal in völliger Dunkelheit, nicht, weil ich geschlafen habe, sondern, weil ich einen Tag mit dem Schreiben hinterher hänge und diese Fahrt schon einen Tag zurückliegt.
Als wir vor Tintagel ankommen, entdecken wir das uns vertraute Hinweisschild zur Jugendherberge. Es weist von der Straße weg, auf einen Feldweg, und das Navi geht konform, also folgen wir dem Weg. Er wird schmaler, und nach und nach zeigt uns die Botanik ihre Zuneigung und kommt kuscheln. Es wird steiler und Pfützen mit unbekannten Tiefen kreuzen unseren Weg. Jony fährt, was Mama dazu veranlasst, sich krampfhaft an irgendetwas zu klammern und jedes Mal "sssssh" und
" hhhuhhh" zu machen, wenn es ihr möglich war. Das war wirklich wahnsinnig beruhigend für mich, Chenoa bekam nichts mit, Jony hatte mittlerweile seine Alles-klar-Attitüde ab und zu sausen lassen und Mama schwebte in Todesangst, für mich, die ich ja nichts sah, blieb also nichts anderes übrig, als der Musik zu lauschen und Mamas Seufzer als Senderstörungen darin einzuweben.
Die Fahrt ist mit Worten eigentlich nicht zu beschreiben, aber so viel sei gesagt: Die Straße ins Land's End ist ein niedliches Puppentheater dagegen.
Wir kommen am Rand einer Klippe an, ein Abgrund aus Schiefertafeln und finden ein kleines Häuschen vor. "Wie um Himmels Willen kommt man bitte auf die Idee hier eine Jugendherberge hinzubauen??!" Will ich den freundlichen Herbergsleiter fragen, aber er versteht ja kein Wort deutsch...außerdem fängt er auch gleich an, sich mit uns zu unterhalten, und wir erfahren, dass er hier nur eine Woche lang ist, und das dieses Haus wohl von Freiwilligen betrieben wird, außerdem erzählt er, dass er bereits zweimal in Berlin war und noch einiges weiteres. Ich nicke und nehme Informationen auf, will aber eigentlich lieber weg, bis er erwähnt, dass wir momentan zwar die einzigen Gäste seien, aber eine Schule noch am selben Tag ankommen soll. Er weiß aber nicht, in welchem Alter oder gar wie viele es sind, und mit diesen Worten entlässt er uns auf unser Zimmer. Was von außen nach lauschigem Ferienhaus aussieht, entpuppt sich als verschachteltes Labyrinth und ich muss die ersten paar Male kämpfen, unser Zimmer zu finden.
Die Küche ist klein, aber fein und wir beschließen, Abendbrot zu machen, bevor die Horde über uns hereinbricht. Heute wird gekocht, und zwar asiatisch. Grade als Fleisch auf Gemüse in der Pfanne trifft, trifft die Schülergruppe auf uns. Es sind um die 18 Teenager, so ungefähr in meinem Alter (übrigens alle schlanker als ich...komisch) sie verstopfen für eine Weile das kleine Wohnzimmer und beziehen dann ihre Zimmer. Wir essen derweil und weil Chenoa ins Bett will, gebe ich den Abend für Jony und Mama zum Spazieren Dei und ich bringe sie ins Bett.
Als die Beiden wiederkommen, schläft sie noch nicht und ich werde abgelöst. Ich begebe mich aus der Höhle der Familie in die Höhle der Löwenmeute. Die Teenager und ihre Betreuer sitzen alle im Wohnzimmer und besprechen gerade den folgenden Tag, als ich mich in einen Sessel werfe und beginne, den Blog zu schreiben (den für Donnerstag natürlich) und ich werde mit großen Augen angesehen. Erst als ich peinlich berührt den Kopf senke, setzten sie ihre Besprechung fort. Später gehen die meisten von ihnen raus, sich ein wenig von der steifen Brrrrise um die Ohren pusten lassen und ich versuche, dem Gespräch zwischen einer Betreuerin und einer Schülerin zu verfolgen. Das meiste verstehe ich und nach und nach trudelt auch der Rest der Gruppe wieder ein, und ich höre ihnen den Rest des Abends fröhlich zu. Als sie dann ins Bett geschickt werden wird mir eine "Gute Nackt" gewünscht, und ich erfahre, dass ich von einer Gruppe Jungs für eine Französin gehalten wurde. Ich bin mir nicht sicher, ob das gut oder schlecht ist, deshalb erwidere ich einfach ihren Nachtgruß und gehe zu Bett. Der Raum der Jungs liegt direkt daneben, und ich muss noch einmal aufstehen, um ihnen nahezulegen, dass wir schlafen wollen und beende das mit einem gesäuselten "bonne nuit!"
Dann lege ich mich in mein Bett und lausche den angenehmen britischen Klägen von Nebenan.

Satz des Tages: "Darf ich ins Bett ich bin müde!" Chenoa

Mir ist aufgefallen, dass meine Berichte ein bisschen kurz sind und ich entschuldige mich dafür, aber mehr ist bei mi am Abend eines solchen Tages einfach nicht drin.

Gruß an euch Alle! Und habt viel Spaß! Viel Spaß beim lesen eure Janni

3 Kommentare:

  1. Hey Janni!

    Dein Blog liest sich so mitreißend! Konnte mir schon öfters ein Lachen nicht verkneifen!

    Das macht einem so richtig Lust auf eine Tour durch England! Mir waren bisher nur ein paar Tage in Dublin vergönnt!

    Wünsche euch allen noch ganz viel Spaß und gute Erholung!

    Liebe Grüße aus dem hoffentlich bald sonnigen Berlin!

    Jenny

    P.S.: Bin schon auf deinen nächsten Beitrag gespannt! ;-)

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    1. Hey Jenny!
      Danke für das Lob, man freut sich immer das zu hören :D
      Außerdem freut es mich zu hören, dass auch in Berlin das Wetter nicht ganz nach Sommer aussieht :D
      Darf ich fragen, wie du auf das Blog gekommen bist?

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